Nächte sind voller Leben: Fledermäuse, Eulen, Nachtfalter… Etwa die Hälfte aller Lebewesen ist nachtaktiv und benötigt zwingend Dunkelheit um sich. Wir Menschen machen jedoch mit Kunstlicht die Nacht zum Tag, oft ohne Not aber fast immer zum Nachteil für die Artenvielfalt und unsere Gesundheit. Kunstlicht bringt so viel Licht ins Dunkel, dass man von Lichtverschmutzung und Lichtsmog spricht. Städte leuchten mit modernen LEDs 4000-mal heller als die normale Nachthelligkeit. Selbst aus Flugzeugen und dem Weltall sieht man das Lichtermeer. Uns Menschen gibt Licht in der Finsternis Orientierung und Sicherheit, aber es irritiert nachtaktive Wildtiere, stört unseren Tag-Nacht-Rhythmus und verbraucht Energie. Für Wildtiere ist Licht ein Stressfaktor, es irritiert Insekten, verwirrt Zugvögel, lässt Singvögel ganzjährig singen und Fledermäuse ihre Jagdgebiete aufgeben. Zu Insektenkillern werden Lampen für Nachtfalter, wenn diese sie bis zu Erschöpfung umfliegen oder im Gehäuse sterben.
Eine verantwortungsvolle Lichtnutzung ist deshalb effektiver Umweltschutz. Licht sollte nur dort leuchten, wo es sinnvoll und erforderlich ist. Das permanente Anstrahlen von Gebäuden und Fassaden, auffällige Lichtakzente, das Erhellen von Plätzen und Wegen und auch die beliebte Deko-Beleuchtung in Gärten ist nicht immer notwendig. Für die Nacht-Natur sollte auf Beleuchtung ab 22 Uhr weitgehend verzichtet und Wege oder Parkplätze nur sensorgesteuert bei Bedarf beleuchtet werden. Ideale Lichtquellen erhellen nur punktuell und nicht flächig, vermeiden Streulicht zur Seite und zum Himmel und LEDs sollten warm-gelbes Licht abgeben (max. 2700 Kelvin).
Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz hat das Land 2021 dem Problem Rechnung getragen: Zusätzliche Beleuchtung im Außenbereich soll vermieden und die Straßenbeleuchtung insektenfreundlich um- und nachgerüstet werden. An öffentlichen und historischen Gebäuden muss die Fassadenbeleuchtung im Sommerhalbjahr völlig, im Winter von 22 bis 6 Uhr abgeschaltet sein. Diese Maßnahmen sind effektiv und hilfreich für Nachtschmetterlinge und dunkelheitsliebende Fledermäuse wie das Mausohr und Graue Langohr.
Unter dem Motto „Licht aus für Mensch, Natur und Klima“ setzen Kommunen, Firmen und Privatleute am 23. März 2024 bei der „Earth hour“ wieder rund um den Globus ein Zeichen für ambitionierten Klima- und Naturschutz, indem sie von 20.30 Uhr bis 21.30 Uhr die Lichter löschen. In unserer Region schalten u.a. Karlsruhe, Bruchsal, Mühlacker, Zaberfeld, Güglingen und Sternenfels die Beleuchtung von Straßen oder öffentlichen Gebäuden ab. Informationen und eine Karte mit den Teilnehmenden findet sich unter wwf.de/earth-hour. Unabhängig von der Aktion kann man auch sonst einfach die Nacht Nacht sein lassen und den ungeblendeten Blick in den Sternenhimmel genießen.
Stefan Bosch
Langohr und Vollmond - Fotomontage von Stefan Bosch