Nur wenige Frühblüher tragen den Frühling im Namen. Nach dem ersten Frühlingsmonat ist der auch als Frühlingsknotenblume bekannte Märzenbecher (Leucojum vernum) benannt. Er blüht nach den Schneeglöckchen von Februar bis April in Gruppen und manchmal in so großen Beständen, dass er in dieser Zeitspanne mit einem Meer aus unzähligen weißen Blüten ganze Landschaften prägt.
Märzenbecher wachsen auf nährstoffreichen, feuchten Böden und sind deshalb in Au- und Laubwäldern sowie auf Berg - und Feuchtwiesen zu finden. Auf den ersten Blick erinnern die Pflanzen an übergroße Schneeglöckchen. Aus unterirdischen Zwiebeln sprießen die bis 25 Zentimeter hohen grünen Blätter und Stängel. An jedem grünen Stängel nickt eine weiße, glockenförmige Blüte mit gelbgrünen Flecken an der Spitze der sechs Blütenhüllblätter, die einen veilchenartigen Duft verströmt. Wenn die Samen reifen, neigen sich die Stängel mit der Kapselfrucht zu Boden und die schwarzen Samen werden von Tieren aufgenommen und verbreitet. Danach ist von der vorsommergrünen Pflanze nicht mehr viel zu sehen.
Aufsehen erregen im Frühjahr große Märzenbecherbestände, die den Boden wie mit Schnee bedeckt erscheinen lassen. Die ausgedehntesten Vorkommen sind im Leipziger Auenwald und bei Hameln, wo auf 3,6 Quadratkilometern Märzenbecher blühen. In Süddeutschland kommt die Pflanze auf der Schwäbischen Alb und in den Allgäuer und bayerischen Alpen vor. Im nördlichen Baden-Württemberg gibt es einzelne Vorkommen mit größeren Beständen unter anderem im Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Und natürlich in vielen Gärten, wo Märzenbecher gerne als kultivierte Form angepflanzt werden. Die zu den Narzissen- und Amaryllisgewächsen zählenden, wild wachsenden Märzenbecher sind besonders geschützt und stehen als gefährdete Art auf der Roten Liste. Deshalb gilt bei ihnen wie auch bei anderen Wildblumen die Bitte: Anschauen immer, abpflücken nie.
Dr. Stefan Bosch
Blühende Märzenbecher im Laubwald